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Festtagstragödien

Ich hasse es, dass das Semester in einer Woche beginnt, ich mit meiner Hausarbeit noch nicht fertig bin, aber nicht in die Bibliothek gehen kann.

Geschlossen von Freitag bis Dienstag wegen Ostern!

Ich hasse es, Dinge in die Welt zu tippen, die da draußen nichts bewegen.

Es ist sinnlos seine Energie in so einen Blog zu stecken!

Ich hasse es, wenn mir Leute, die mich kennen und wissen, dass ich kein Ostern feiere, frohe Ostern wünschen. Aber ich musste schmunzeln, als ich den folgenden Facebook-Post einer Bekannten aus der Partei die Partei las.

Nachbarn sind ein Segen!

Auch ne Ina tritt mal dezent ins Rassismus-Fettnäpfchen.
Habe vorhin ein paar Fotos bei Herrn [orientalisch klingender Name] machen lassen.
Nach der Foto-Session schüttele ich ihm die Hand und sage: „Danke, ich wünsche Ihnen frohe Ostern!“
Währenddessen rollt mein Blick irgendwie in die obere Ecke.
Ich frage ihn: „Oder soll ich Ihnen einfach ein schönes verlängertes Wochenende wünschen?“

Ina und alle da draußen, die das lesen. Ich liebe es, dass ihr euch Gedanken um so etwas macht, dass euch nicht einfach egal ist, was in eurem Umfeld passiert und dass ihr auf diesen Link geklickt habt und diesen Blogeintrag von mir lest.

Ihr rettet nicht meinen Tag (Mein Tag ist schon zum Tode verurteilt, weil ich versuche ohne Bibliothek herauszufinden, was Prof. Dr. Rainer-Euklid Vahlusiuskrophindenhollerblabla über die Verfügung von Todes wegen mit Drittwirkungblabla denkt, um das Ergebnis aufschreiben zu können, das ich sowieso kenne, das aber sowieso egal ist, weil hundert andere Hendrik-Franz-Friedrichs sowieso eine ganz andere Meinung dazu haben). Aber ihr rettet mein Leben (weil ich manchmal einen falschen Weg einschlage, aber von den ganzen Menschen hier immer wieder daran erinnert werde, warum ich eigentlich diese Reise auf mich genommen habe).

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Und nun zu Ostern: Jemandem, der kein Ostern feiert, aber dem Religion egal ist, kann man vielleicht frohe Ostern wünschen. Wenn man jemanden nicht kennt, ist es vielleicht auch nicht schlimm. Und es gibt vielleicht auch Muslime, die das anders sehen als ich, weil es eben nicht nur zwei Seiten gibt und richtig und falsch, sondern tausende Ansichten und jede hat seine Rechtfertigung. Aber generell gilt: Muslime haben kein Ostern.

Für mich ist das auch kein Feiertag, sondern einfach ein Tag, wo alles geschlossen ist und viele Menschen frei haben. Ich glaube an Jesus, aber ich glaube nicht, dass er gestorben ist. Dem Koran zufolge lebt Jesus noch, also ist Ostern für mich ein völlig bedeutungsloses, falsches und sinnloses Fest. Wenn mir jemand frohe Ostern wünscht, sage ich:

„Vielen Dank, aber für mich gibt es kein Ostern. Ich wünsche dir einen besinnlichen Karfreitag und Karsamstag und ab Ostersonntag schönes Feiern!“

Weil ich es respektiere, dass das für Christen wirklich eine Bedeutung hat und auch mit Tradition und Kultur in diesem Land verbunden ist. Es gibt ja auch Menschen, die das jährliche Schoko-Osterhase-Schlachten und unzählige bunte Ostereier essen einfach so toll finden und sich mit anderen zum basteln und dekorieren treffen, auch wenn sie Ostern selber nicht feiern.

Meine Mutter und meine kleine Schwester treffen sich auch jedes Jahr mit anderen Müttern und Kindern und backen zu Ostern Osterhasen und genießen einfach das Beisammensein, ohne dadurch vom islamischen Glauben abzufallen.

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Es geht mir wirklich überhaupt gar nicht darum zickig zu sein oder gegen Ostern in den Kreuzzug zu ziehen. Ich finde es nur einfach wichtig, dass Menschen sich so wie Ina Gedanken machen und nicht einfach mit der Einstellung durch die Welt laufen, dass alles was man hier kennt „normal“ ist und alle anderen sich früher oder später sowieso anpassen werden, nur weil eben viele das sowieso so machen.

Liebste Grüße,

Merve

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