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”Wrap‘ my Hijab!“ – Internationaler Workshop an der Universität Freiburg

Wenn du jung und muslimisch bist, kennst du diesen Song-Titel, der letztes Jahr ein Internet-Hit war.

„Muslimische Jugendliche stehen ihr Leben lang und immer wieder vor besonderen Herausforderungen“, will Dr. Fatma Sagir wissen. Sie ist Habilitandin am Lehrstuhl für Populäre Kulturen am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie und erforscht den “Muslim Lifestyle“ und kennt Tupac aus ihrer eigenen Jugend. Sie meint, dass Musik, Hiphop und die schwarze Popkultur für junge Muslime, die in westlichen Ländern aufgewachsen sind, eine wichtige Rolle spielt. In der Forschung und in der medialen Darstellung sehe man aber oft nur die Geschichte des jungen Mannes, der auf den falschen Weg gekommen ist und sich durch die Musik wieder selbst findet und Respekt erarbeitet. Hört sich sehr nach Bushido an. Ja, wir kennen das und es ist zu einseitig, denn identifizieren kann ich mich damit zumindest nur semi!

Identität und Erwartungen | Photo by Nyana Stoica on Unsplash

Deshalb hat Fatma Sagir einen internationalen Workshop organisiert, zu dem sie Forscher und Künstler aus den USA und Europa, aber auch aus Indien, Marokko und der ganzen Welt nach Freiburg eingeladen hat, die sich mit Musik und der muslimischen Identität beschäftigen. Wer die kennenlernen will und sich für Musik und den Islam interessiert, kann vom 27.-29.09.2018 an dem Workshop teilnehmen. Infos zum Programm findet ihr hier.

„Religion, Tradition, Moderne – Junge Muslime vereinen verschiedene Lebensmuster und entwickeln daraus ihre eigenen Lebensentwürfe. Sie stehen zwischen den Erwartungen ihrer Familien und ihrem muslimischen Umfeld und der nichtmuslimischen Umgebung und setzen sich so jeden Tag mit ihrer Identität auseinander, auch ohne an wissenschaftlichen Debatten teilzunehmen. Ich will, dass es in der öffentlichen Debatte und in der Forschung nicht zu kurz kommt, welche Kulturleistung sie damit erbringen.“, erklärt Fatma Sagir mir.

Ich habe das Gefühl, dass sich nächstes Wochenende in Freiburg alles um Identität und Zugehörigkeit drehen wird und dass dort viele Menschen zusammenkommen werden, die sehr verschieden sind und trotzdem gleiche Erfahrungen gemacht haben und vor den gleichen Herausforderungen standen. Wenn ich Fatma Sagir zuhöre, habe ich das Gefühl, dass sie auch von mir spricht.

Ich bin gespannt, ob einer von euch hingeht. Ausgerechnet nach Süddeutschland, wo alles so idyllisch und glatt ist. Ich gehe heute Abend im niederländischen Utrecht auf ein türkisches Konzert. Seit ich vor drei Wochen hier hergezogen bin, habe ich gemerkt, dass die Muslime hier auch ganz anders sind als ich es aus Deutschland kenne. Und ihre Stellung in der Mehrheitsgesellschaft ist auch ganz anders. Dazu ein anderes mal mehr!