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how to be an urban nomad

Ich habe diesen Song gehört von Marina & the Diamonds „How to Be a Heartbreaker“ und darin heißt es

„(1) Rule number one, is that you gotta have fun…(2) Rule number two, just don’t get attached to somebody you could lose..(3) Rule number three, don’t wear your heart on your sleeve, unless you wanna taste defeat & (4) Rule number four, gotta be looking pure“.

Gut, jeder wird mir glauben, dass ich keine Herzensbrecherin bin. Marinas Regeln finde ich trotzdem nützlich!

Genau vor einem Jahr bin ich zum Studieren von einem kleinen Städtchen im Strohgäu in ein großes Städtchen am Neckar gezogen. Als Student sei es am leichtesten eine neue Stadt kennen zu lernen, meinten meine Eltern. Man lerne viele, viele, viele  Menschen kennen und habe die Gelegenheit seine Karten neu zu mischen. So lerne man auch sich selbst ein bisschen besser kennen! Yuhuu..?!

Ich hatte meine Karten eigentlich gut sortiert und der gemütliche Lebenswandel stellte sich anfangs als höchst ungemütlich heraus. Wie alle übermotivierten Erstsemestler stürzte ich mich auch erstmal in eine Lehrmaterialieneinkaufstour. Eichhörnchen auf fachspezifischer Printmaterialienjagt! Natüürlich mit meinen Millionen superfantastischen, superinteressanten, superneuen Freunden, denen ich   a l l e s   über mich natüürlich auf einem Silbertablettchen präsentieren konnte und natüürlich präsentierte.

Von den Millionen Konservendosenfreunden ist nicht mehr viel übrig und von der Übermotivation noch weniger. Dafür vermehren sich die bösen Tratschereien der Studierstädtchenkinder reichlich und einmal aufgedeckte Karten, bleiben nunmal offen. Aber was soll’s, das Spiel geht weiter und früher oder später werden die Karten wieder neu gemischt.

Für alle übermotivierten Erstsemestler:

Nicht jeder von euch wird dieses Neue-Stadt-Neues-Glück-Spiel gewinnen. Hier muss sich jeder sein Kartenhaus neu aufbauen. Besser als vorher kenne ich mich auch nicht, aber ich hab   n e u e   Karten gefunden, die mir für Regel eins noch gefehlt haben: Die Jocker oder wie ich sie nenne – Stadtnomaden.

Es gibt sie in jedem Studierstädtchen. In manchen weniger, in manchen mehr. Sie haben meistens Migrationshintergrund und reisen in ihrer Freizeit in ganz Deutschland herum und besuchen Seminare und Podiumsdiskussionen über den Islam im entferntesten Sinne oder über Integration und Politik und die Welt! Wenn sie nicht können, reisen sie im Internet herum und suchen Artikel und Videos von oder über Ihresgleichen. Fast alle von ihnen sind gläubig und die meisten sehr kreativ und aktiv. Es gibt Männchen von ihnen und Weibchen, Großchen und Kleinchen, Jungchen und Altchen, Schlauchen und sogar Dummchen, viele Pärchen und mehr Alleinchen. Ganz witzig sind sie meistens auch, aber auf jeden Fall fröhlich! Ich hab schon manche gesehen, die sich auch anders anziehen, Haremshosen mit Westen oder mit Gebetskette am Hals, manche unter ihnen haben ein Kopftuch oder einen Turban und andere nicht. Viele sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Sie sind alle verschieden, aber sie machen alle dieses Land ein bisschen besser und ich bin auch einer von ihnen!

Es gibt uns wirklich überall, aber man weiß so wenig über uns, dabei sind wir doch so interessant. Es muss unbedingt einer  ein Lied singen „How to Be an Urban Nomad“, ob ich das wohl machen sollte? Dafür bin ich viel zu heiser von all den stadtnomadischen Diskussionen auf den Straßen hier an meinem Neckarstückchen. Aber rede doch mit einem Stadtnomaden, wenn du einen findest – das ist dein Joker und dafür gibt es von Marina noch keine Spielregeln!

Mervy Kay

P.S.: Beachte auf dem Foto das Bild links an der Wand.