Einst wollten die Muslime in einem fernen, fremden Land den Ramadan mit einer besonderen Geste ehren, da um sie viel Leid und Unglück herrschte.
Sie schmückten ihre Moschee mit bunten Teppichen und leuchtenden Laternen, bereiteten Lieder und Gottesdienste vor und luden einen bekannten und beliebten Imam ein. Sie waren bereit den ersten Ramadan zu begehen.
So versammelten sie sich auf dem Gipfel eines Berges und brachen den ersten Fastentag an, als sie die Sichel des schmalen Halbmondes Hilal sichteten.
Und obwohl sie ohnehin nur wenig Essen und Trinken hatten, warteten sie demütig auf den Sonnenuntergang, vollbrachten Gutes und wenn es nur ein Lächeln war und wendeten Schlechtes von sich ab und wenn es nur ein kränkendes Wort war. Dabei zählten sie bei jeder Gelegenheit die schönen Namen Allahs auf, um sich gegenseitig daran zu erinnern dankbar und reumütig zu sein.
Ihre Freunde die Nichtmuslime waren neugierig und so wurden sie von dem neuen Imam der Gemeinde zum ersten Iftaressen, also Fastenbrechen, eingeladen. Obgleich die Nichtmuslime nicht fasteten, machte sich die Frau des Imams Zuhause Gedanken, wie sie ein so üppiges Mahl für die Gäste herrichten sollte, dass alle versorgt werden konnten.
„Unser Haus ist inschallah voller Barakat.“, sagte der Imam zu seiner Frau: „Hab Vertrauen zu deinem Schöpfer und er wird dich nicht beschämen.“
Während die Frau noch grübelte, wie sie das Essen ausrichten könnte, erschienen im Hof der Moschee zwei kräftige Angusrinder und die Frau warf schnell Kohle in den Ofen und brachte ihrem Gatten voller Freude sein Schwert, sodass er die Gaben schächten möge.
Der Imam aber gebot Demut und Dankbarkeit und ließ eines der Rinder wieder in die Freiheit zurück. Nur das andere wurde gut gewürzt und über dem Feuer zu einem deftigen Kebab gedreht.
Am Abend kamen die Muslime und ihre Freunde, Alte und Junge, Arme und Reiche zum Festmahl. Jeder hatte etwas mitgebracht. Ob köstliche Speisen, Desserts oder ihre Bittgebete. Keiner kam mit leeren Händen und keiner kam ohne ein strahlendes Gesicht.
Der ganze heilige Monat war erfüllt mit Freude und Segen und in vielen darauf folgenden Jahren erneuerte sich das Geschenk von Allah und jedes Mal übten die Muslime Genügsamkeit und Großzügigkeit und teilten ihr Glück mit ihren Nachbarn.
Als aber der gute Imam starb und im nächsten Ramadan ein neuer, törichter Schelm die Gemeinde leitete, änderte dieser den alten Brauch. Weil er das Essen und das Trinken liebte, ließ er beide Rinder schlachten und jagte die ungeladenen Gäste vom Hof, die aus Gewohnheit an die Pforte kamen.
Von da an blieb das Wunder und der Segen aus. Die Gemeinde vergaß ihre Tugenden und verlor ihren Glauben. Fortan herrschten wieder Elend und Unzufriedenheit über das Land. Unter den Menschen gab es nur noch Gräuel und daraus wuchs Missgunst und Hass. Sie machten sich gegenseitig für ihr Unglück verantwortlich und vergaßen sich selbst und ihr Gewissen.
Bis sich eines Tages ihre Kinder nach Frieden und Barmherzigkeit sehnten, weil Allah diesen Durst, wie auch das Bedürfnis nach Essen und Trinken und Schlaf und Wärme in jeden Menschen gelegt hat. Sie erinnerten sich an ihr Innerstes und reinigten ihre Herzen von der Dunkelheit.
Von diesem Tage an versprachen sie sich, einander vor bösen Krankheiten der Seele zu schützen und die Heilmittel dafür, den guten Charakter nämlich, nicht zu missen.
So war Allah zufrieden mit den Menschen dieses fernen, fremden Landes.
Mervy Kay
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe diese Geschichte erfunden. Das ist also keine Überlieferung oder ähnliches. Aber gefällt sie euch?