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Frauen gegen Gewalt

Falls ihr meinen Social-Media-Kanälen folgt, habt ihr sicher mitbekommen, dass ich derzeit in den Niederlanden wohne. Und ihr habt sicher auch mitbekommen, dass ich auch ernste Themen anspreche. Ein sehr ernstes Thema für mich derzeit und seit langem ist Gewalt gegen Frauen. Es ist ein langweiliges Thema, nicht wahr?

Es ist ein langweiliges Thema, weil wir uns alle einig sind oder? Gewalt gegen Frauen und gegen Männer – ganz gleich – ist unvertretbar. In den meisten Fällen. Und ja, ich kenne auch diesen Gedanken: „Ich werde doch sowieso nie etwas damit zu tun haben.“

Weil wir glauben, dass uns schon niemand etwas tun wird. Weil wir glauben, dass sowas immer anderen passiert. Weil wir glauben, dass wir auf uns aufpassen können, damit uns sowas nicht passiert. Dass wir uns verteidigen können, wenn uns sowas doch passiert. Dass wir genug Menschen kennen, die uns helfen können, falls wir doch nicht auf uns aufpassen konnten.

Vielleicht ist es auch naiv von mir zu glauben, dass die meisten Menschen so denken. Vielleicht zeigt es, wie behütet ich aufgewachsen bin. Aber auch ich hatte öfter damit zu tun, als es mir lieb ist und die Zahlen sprechen für sich.

Hier findet ihr eine Studie, die vom Familienministeriums in Auftrag gegeben wurde.

Neuere Zahlen liefert diese europäische Studie von 2014, deren Ergebnisse sich jedoch grundsätzlich mit der deutschen Studie decken.

Meine ganz persönliche Studie in diesem Bereich seid ihr. Mich haben in den letzten fünf Jahren sehr viele Nachrichten mit Lob und Liebe, Anerkennung, aber auch mit Hass und Wut erreicht, die sich stets auf meinen Blog oder meine Social-Media-Präsenz bezogen. Ich bekomme aber auch immer wieder und immer öfter Nachrichten mit euren persönlichen Geschichten und Erfahrungen. Manchmal schreibt ihr mir, weil ihr einfach mit jemandem reden wollt. Manchmal fragt ihr mich um Rat. Und oft genug seid ihr euch nicht bewusst darüber, dass ihr Gewaltopfer seid und dass ihr nicht alleine seid damit. Dass es Wege gibt, die da raus führen.

Ein Weg den ihr gehen könnt ist das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ anzurufen. Dabei ist es egal, um welche Art von Gewalt es geht. Ob es psychische oder physische Gewalt ist. Ob es akut ist oder in der Vergangenheit liegt. Ob ihr den Täter oder die Täterin kennt. Ob ihr euch sicher seid, dass es Gewalt ist, die euch wiederfahren ist oder wie andere das beurteilen würden. Wenn ihr Hilfe braucht, unsicher seid oder euch einfach nur informieren möchtet, könnt ihr euch an die professionellen Beraterinnen des Hilfetelefons wenden, die euch garantiert versuchen werden zu helfen. Ob es bei dem Anruf bleibt oder ihr weitere Schritte gehen wollt, bleibt euch überlassen. Manchmal hilft es auch nur mit jemandem zu sprechen, der euch ernst nimmt und euch nicht in Frage stellt. Manchmal ist es auch gut, mit jemandem zu sprechen, den man nicht kennt und der einen selbst nicht kennt. Vor allem, wenn man anonym bleiben will, was in manchen Fällen sehr sinnvoll sein kann.

Ihr könnt das Hilfetelefon jeden Tag und jederzeit erreichen: 08000 116 016

Natürlich werden auch Männer Opfer von Gewalt – häuslicher Gewalt, emotionaler Gewalt, sexualisierter Gewalt. Aber an dem aktuellen Kavanaugh-Fall und dessen Ausgang können wir wieder einmal sehen, dass Frauen eher gegen Wände laufen, wenn sie zeigen, dass sie Opfer geworden sind und Männer mehr Verständnis erfahren, wenn sie in der Täterrolle sind. Es gibt aber auch Fälle, die uns zeigen, dass Frauen Erfolg haben können.

Hier in den Niederlanden habe ich zwei ungarische Nachbarn. Ein Pärchen, das hergekommen ist um in der Gastronomie Geld zu verdienen. Die Frau ist völlig abhängig von dem Mann und will ihn nicht verlassen, weil sie nicht nach Ungarn zurückkehren möchte, obwohl die beiden hier nur in einem Gartenhäuschen wohnen und der Mann sie anschreit und terrorisiert. Ich wünschte, es gäbe auch hier ein Hilfetelefon für diese Frau. Ich bin nicht die richtige Ansprechpartnerin für sie, aber ich würde ihr gerne einen Flyer mit einer Telefonnummer geben. Einfach damit sie sich beraten lassen kann.

Es kann viele Gründe für einen Anruf geben. Aber es gibt keinen falschen Grund anzurufen.

Gerade als Muslimin merke ich auch, dass man als Frau viel „anfälliger“ für Angriffe ist, um es mal so auszudrücken. Dadurch dass ich Kopftuch trage, fühlen sich viel mehr Menschen eingeladen dazu, ihre Abneigung gegenüber dem Islam an mir abzuladen. Wäre ich auch eine Zielscheibe für diese Menschen, wenn ich ein Mann wäre?