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"Wir sind alle Christen des Iraks."

In Solidarität mit den vertriebenen Christen im Irak.

In Solidarität mit den vertriebenen Christen im Irak.

Wie kann es jemandem leicht fallen, meine Glaubensgeschwister, die Muslime, so zu hassen, wie ich es tagtäglich beobachte? Mir fällt es schwer, diesen Hass nachzuvollziehen, denn ich liebe alle meine Menschengeschwister, jeden Christen, jeden Atheisten, jeden Pastafari gleichermaßen.

Allah hat die Menschen alle aus dem gleichen Fleisch und Blut geschaffen. Ich trauere jedem ermordeten Menschen – nicht Moslem, sondern wirklich Menschen – so schwer nach, als hätte jemand die ganze Menschheit getötet.

Jeder Mord an einem Menschen ist der Tod der Menschlichkeit. Jeder Mensch ist mein Angehöriger. Mein Fleisch und Blut.

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Fussballnot in Syrien

Auf wessen Hilfe und Unterstützung könnte ich eigentlich zählen, wenn ich selbst Opfer eines Verbrechens werden würde, wo so viele Menschen in meiner Umgebung Missstände von andern Menschen ignorieren?

Unser Umgang mit Gewalt und Unrecht erschreckt mich immer wieder. Viel zu selten weisen wir darauf hin, wollen uns kaum damit beschäftigen. Uns geht es ja im Großen und Ganzen gut. Wozu also der Stress? Wozu an Dinge erinnern, die uns die gute Laune verderben könnten? Manchmal habe ich gar das Gefühl, dass es als lästig und aufdringlich empfunden wird, wenn Menschen auf Krieg und Not hinweisen.

Man kann nicht die ganze Welt verbessern und alle Menschen retten. Leid und Not herrscht an vielen Orten der Welt.

Es ist auch unfair, seinen Mitmenschen die WM-Laune zu verderben, indem man ständig auf die Situation in Brasilien hinweist. Doch nur weil wir mit einem vergleichsweise unbeschwerten Leben hier gesegnet sind und nicht ändern können, dass es nicht überall so schön ist, wie in Deutschland, bedeutet es nicht, dass wir uns aus der Affäre ziehen dürfen.

Im Gegenteil: Wir haben als Menschen eine Verantwortung und was kann einen glücklicher machen, als die Früchte der Verantwortung zu begutachten, die man tragen konnte.

Mein Papa war bei Flüchtlingen in der Türkei, um sich anzuschauen, was sich dort durch die Unterstützung unserer Gemeinde in den letzten Jahren getan hat. Er kam mit zwei Gesichtern zurück. Einem Lächelnden, das ihm die Kinder schenkten, die wieder ein sicheres Dach über dem Kopf haben. Und mit den Tränen derer, die Arbeit, Haus, Familie und ein normales Leben verloren haben.

Und trotzdem: Genießt alle positiven Aspekte dieser WM, jubelt mit und möge der bessere gewinnen. Ich fiebere auch schon und tippe vielleicht etwas törichterweise auf Deutschland als WM-Sieger. Ab und zu muss man was Verrücktes tun…