Als ich heute Morgen noch im Bett liegend die sorgenvollen Tweets über Johannes Korten las, schaute ich natürlich als erstes auf seinen Account und fand dort einen Tweet von 06:50 Uhr mit einem Link zum Blogeintrag „Am Ende“, der auch mich in Sorge versetzte.
Ausnahmezustand – Ein Wort beschreibt das Jahr 2016
Scheiße. Ich bin kein Mensch, der viel oder überhaupt flucht, aber momentan weiß ich nicht, was ich anderes sagen soll.
Seit ich denken kann, begegne ich Terror, Gewalt und Krieg nur mit Resignation. Als Paris betrauert wurde, fühlte ich nichts. Als Ankara betrauert wurde, fühle ich nichts. Wenn ich in den Nachrichten oder auf Facebook von Toten irgendwo auf der Welt höre, fühle ich nichts. Nicht, weil sie mir egal sind, sondern weil ich nicht mit einer Situation umgehen kann, auf die ich nie vorbereitet wurde – nämlich, dass auch ich oder Menschen, die mir etwas bedeuten, von einem anderen Menschen absichtlich getötet werden können.[Weiterlesen]
Podcast #3 – People Always Leave
Was passiert mit uns, wenn wir sterben? Der #3 Podcast.
Leben bedeutet, nicht an den Tod zu glauben, selbst wenn man ihn fürchtet.“
– Mervy Kay
Sinn & Sein
Eine klassische Frage: Warum gibt es uns? Und der Islam hat darauf keine weniger phrasische Antwort, als andere Religionen: Damit wir Allahs Wohlgefallen gewinnen.
"Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen." (Surah Az-Zariyyat, Vers 56)
Wozu brauchen wir sein Wohlgefallen überhaupt? Können wir nicht ohne einen Gott leben? Und warum braucht ein Gott unsere Bemühungen um ihn? Kann er nicht ohne uns Menschen sein?
Da muss mehr dahinter stecken! Wir nehmen also an, dass es ein göttliches Wesen geben muss und da der Mensch nicht den größten Akt seiner Schöpfung darstellt, sollten wir uns zunächst eine allgemeinere Frage stellen: Warum erschafft ein Gott Dinge? Für uns?
"Wahrlich, die Schöpfung der Himmel und der Erde ist größer als die Schöpfung der Menschen; allein die meisten Menschen wissen es nicht." [Sura Ghafir, Vers 57]
Wie kann man sich diesen Gott vorstellen, der das alles hier gemacht haben soll? Allah beschreibt sich den Menschen im Koran anhand seiner Attribute, von denen er unzählige hat und den Menschen nur 99 offenbart. Diese sind bekannt, als die 99 Namen Allahs. Einer davon ist Al-Malik, der König oder Al-Aziz, der Erhabene oder aber auch Al-Rahim, der Barmherzige und Al-Gafur, also der Vergebende.
99 Namen und wichtig sind für unsere Frage Al-Bari und Al-Haliq – Er ist der Schaffende und der Schöpfer. Er erschafft Dinge, das ist sein Wesen. Es macht ihn aus. Zwar nicht nur, denn ein Maler kann auch ein Vater, gleichzeitig ein Anwalt oder sogar ein Gläubiger sein. Aber ein Maler malt und ein Gott erschafft Dinge. Das ist eines der Dinge, die wir über ihn wissen.
Die Perfektion eines Malers findet sich wiederum in seinen Werken. Seine Qualität und seine Fähigkeit zu malen wird in seinen Gemälden offenkundig. Allah schafft nicht aus Notwendigkeit, aber seine Schöpfung ist seine Offenbarung. Wer weiß, was er sonst alles schafft. Meine Vorstellungskraft geht weit und seine Schaffen wohl weiter als das, wenn man bedenkt, dass er auch der Schöpfer meiner Vorstellungskraft ist.
Wir und alles im Universum sind genauso einzigartig, wie alles Kunst in der Welt, kreative Energie könnte man fast sagen.
Der Mensch oder Maler als Schöpfer besitzt auch kreative Energie und kann diese umsetzen. Menschen schaffen aber nicht wirklich, sie manipulieren, verändern, machen, bändigen, leiten, forschen, entwickeln, bewegen nur, was bereits existiert. Nur Allah kann aus dem nichts etwas hervorbringen. Licht, Gedanken und Gefühle, Stein, Bewegung, das Universum – den Menschen – alles aus dem Nichts geschaffen.
Nun hat er jeder Seele ein Bewusstsein für Schlechtigkeit und Rechtschaffenheit eingegeben und wenn wir unser Leben danach ausrichten, leben wir gottergeben. Aber keiner von uns, der gut ist, macht das Gesamtwerk besser und keiner, der schlecht ist, macht die Schöpfung zu etwas schlechtem. Muhammad (s) sagte: „Bei Dem, in Dessen Händen meine Seele ist, wenn ihr nicht sündigen würdet, so würde Allah euch durch ein anderes Volk ersetzen, das sündigt und Allah um Vergebung bittet, und Allah wird ihm vergeben.“ (Zitiert aus Muslim).
Wir brauchen also keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Menschen fehlen und selbst das Schlechte ein Teil des Werkes. Sogar wenn wir leiden und Allah, um Erlösung bitten, lebt er darin sein Wesen aus: Er hört uns, denn er ist auch As-Sami, der Zuhörer und welche Auswirkungen das hat, kann keiner wissen. Aber wir leben mit ihm und durch ihn.
Was ist aber nun der Sinn unseres mal qualvollen, mal glücklichem Schicksals? Auch, wenn allein die Vorstellung, einfach ein kleiner Teil von etwas großem, schönen zu sein, ausreichen könnte, ist es das nicht. Denn man kann, die Schöpfung eines Gottes, nicht mit einem Gemälde vergleichen, dass man sich ins Wohnzimmer hängt.
Ich bin nicht Gott und ehrlich gesagt habe ich keine genaue Antwort. Immerhin haben wir alle ein Gewissen und eine Seele und vielleicht ist unser Leben ein Prozess, eine Metamorphose und wir können jetzt miterschaffen, ob aus uns Kröten oder Schmetterlinge werden. Ich weiß, es wirklich nicht. Das ist das Spiel aus Himmel und Hölle, das jeder von uns kennt. Doch so einfach kann das nicht sein. Ich weiß nicht, was nach dem Tod uns passiert. Was aus Raum und Zeit wird. Aber die Hoffnung auf etwas, das mehr ist, als das was jetzt und hier ist, ist meiner Meinung nach absolut logisch.
Letztendlich existiere ich und weiß, dass kein Gott einen Menschen braucht. Menschen glauben vielleicht, sie brauchen keinen Gott und vergessen ihn gerne. Doch egal, wie man sich entscheidet, was man tut und wie man lebt, man liegt in seinen Händen und bei ihm liegt die Entscheidung.
"Allah ist der Schöpfer aller Dinge, und Er ist der Erhalter aller Dinge." [Sura 39, Vers 62]
So sehe ich das mit dem Sinn meines Lebens.
Taten zählen mehr als Worte
Im letzten Jahr habe ich alles bekommen, was ich wollte und was ich mir immer gewünscht habe. Aber auf der anderen Seite habe ich noch mehr verloren.
Doch das Leben ist nicht vorbei und unsere Seelen sind alle noch so jung, wenn man bedenkt, dass sie in der Ewigkeit weilen werden.
Noah, das ist dieser Prophet mit den Tieren und der Arche und der Sintflut. Er wurde fast 1000 Jahre alt, der älteste Mensch, der je auf dieser Erde gelebt hat. Er soll gesagt haben, dass unsere Seelen in einer Zeit vor dieser Welt geschaffen wurden und wenn wir geboren werden und sterben, sei es so, als wären wir nur durch einen Raum gegangen. Durch die eine Tür hinein und durch die andere wieder hinaus, wo unsere Seelen wieder frei sind von unseren Körpern. So wenig ist das Leben, ein Trugbild vielleicht, ein Schleier, der unsere Sinne trübt, uns festhält und wir machen so viel daraus. Eine Hymne. Ein Drama. Eine Tragödie.
Jedes Leben birgt Tragödien, Verwirrung, Frust, Angst und Schmerz, damit wir kämpfen und das Leben spüren und nie vergessen, dass es mehr gibt, als das, was wir sehen!
Mein Leben liegt noch vor mir und ich habe Pläne. Große Pläne. Ich will den perfekten Partner finden. Ich will Menschen berühren. Ich will etwas in dieser Welt bewegen und ich will glauben, dass nichts auf der Welt mir etwas anhaben kann. Manchmal habe ich sogar wirklich das Gefühl, ich sei unbesiegbar.
Es ist nicht immer einfach und vieles fühlt sich falsch an. Irgendwann hört man auch auf, zu erwarten, dass der Druck nachlässt oder man erinnert sich überhaupt nicht mehr, wer man ist und erst ganz am Ende merkt man, dass die Pläne, die man geschmiedet hat einfach nur Pläne waren. Aber wenn man zurückblickt, möchte man sein bestes gegeben haben. Man will strahlen, wie ein Stern in der Dunkelheit einer ungewissen Unendlichkeit..
Ich will meinem Leben Bedeutung geben, indem ich liebe und mich gut fühle und dann lache und verdammt glücklich bin. Jetzt! Ah, ich wollte auch weniger labern und mehr machen, denn es heißt doch „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“ (1. Johannes 2,1-6).
Mervy Kay