Journalisten chillen ja bekanntlich nicht so gerne mit Pressesprechern. Ich schon.
Martina Fietz ist seit April stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung und vertritt Steffen Seibert, der sowohl Sprecher der Bundesregierung als auch Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung ist. Er untersteht direkt Angela Merkel und wurde 2010 von ihr für das Amt vorgeschlagen. Fietz wurde von Horst Seehofer, unserem neuen Innenminister, vorgeschlagen.
Wie ihre beiden Team-Kollegen Steffen Seibert und Ulrike Demmer, war Fietz Journalistin bevor sie ihren neuen Posten übernahm. Immer wieder wechseln erfahrene Journalisten in die PR. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Fietz hat als Journalistin viele Politiker interviewt und wollte einfach mal „auf die andere Seite der Tür“, die ihr als Journalistin immer verschlossen blieb. Andere Ex-Journalisten haben mir erzählt, dass sie mehr Freizeit haben wollten, feste Arbeitszeiten, mehr Geld oder auch einfach ein stressfreieres Leben. Dass Fietz neuer Job stressfreier ist als ihr vorheriger, glaube ich kaum.
Man kann über viele Wege Pressesprecher werden. Sawsan Chebli wurde beispielsweise im Januar 2014 von Frank-Walter Steinmeier als erste Muslimin zur stellvertretenden Sprecherin ins Auswärtige Amt berufen, obwohl sie keine Journalismuserfahrung mitbrachte. Sie kannte dafür die Partei ihres Ministers und die politische Landschaft in Deutschland umso besser. Die jeweiligen Pressesprecher der Ministerien können auch an der Bundespressekonferenz teilnehmen.
Dass Fietz aus Oberhausen kommt, macht sie sehr sympathisch. Sie ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, hat dort studiert und ihre berufliche Karriere dort begonnen. Wenn sie ihre Heimat auf ihrem Lebensweg nicht vergessen hat, wäre das ein wertvolles Signal an all die Menschen aus einer der ärmsten Ecken der Bundesrepublik. Wann sie wohl das letzte Mal auf der Marktstraße eine Currywurst gegessen hat? Das habe ich sie nicht gefragt!
Stattdessen wollte ich wissen, welchen Rat sie mir mit auf den Weg gibt: Wenn ich Angela Merkel interviewe, soll ich ihr keine Fragen stellen, die ich auch recherchieren kann, meinte sie.
Danke, Martina!
Edit: Am 8. Mai 2018 schrieb Martina Fietz mir, dass sie immer noch regelmäßig in Oberhausen ist – auch wenn sie eher selten auf der Marktstraße Currywurst isst. Aber die Probleme der Region sind ihr sehr bewusst, wie auch die Offenheit des Reviers sie immer wieder einnimmt. Genau so geht es mir auch!