Ich bin
ein knappes Jahr die Beantwortung von 10 Fragen schuldig geblieben, die sie mir im Rahmen eines Blogawards stellte. Dem möchte ich hier nachkommen.1. Welche Bedeutung hat deine Religion in deinem Leben?
Sie bedeutet alles und nichts. Der Islam ist ein Wegweiser und guter Berater in allen Fragen und Lebenslagen. Mein Glaube prägt unmittelbar meinen Alltag (durch Gebete, Sprache, Umfeld, usw.) und auch meine Seelenwelt (Gedanken, Entscheidungen, Intuition, usw.). Dennoch weiß ich, dass ich von der islamischen Maxime abweichen kann (durch individuelle Interessen, Schwächen, Hindernissen, Gegebenheiten, usw.) ohne einen unmittelbaren Schaden in meinem diesseitigen Leben zu erwarten. Ich bete, dass Allah mir hilft, ihm im Diesseits und im Jenseits nah zu sein und mich so gering wie möglich von seinem Pfad zu entfernen. Das wird für mich immer die größte Herausforderung meines Lebens sein und so lange ich das nicht aufgebe, wird der Islam immer der wichtigste Teil meines Lebens sein.
2. Was bedeutet der Islam für dich?
Das habe ich in der vorausgehenden Antwort eigentlich schon mitbeantwortet, denke ich.
3. Wie stellst du dir eine “ideale” muslimische Community in Deutschland vor?
Leben und leben lassen. Kein Mensch ist perfekt und damit ist auch kein Moslem perfekt. Schließlich sind Muslime auch nur Menschen. Und Menschen waren auch noch nie perfekt. Im Islam hat Community einen sehr hohen Stellenwert. Die kleinste Community ist die Familie, darüber die eigene Gemeinde und darüber die muslimische Gesellschaft. Deshalb würde es mir sehr am Herzen liegen, wenn wir Individualität, die von der islamischen Norm abweicht nicht ausgrenzen und oft in unserer Community zusammen kommen, um so unseren Glauben zu stärken. Denn man kann nicht alleine seinen eigenen Islam leben. Selbst unter den Gefährten unseres Propheten wurden „Fehler“ angenommen und selbst die Gläubigsten kamen immer wieder zusammen, um sich Predigten anzuhören, miteinander zu sprechen oder zu beten, weil auch sie wussten, dass sie die Gemeinschaft brauchen, um „am Ball zu bleiben“. Ich habe oft das Gefühl, dass wir allgemein, also nicht nur bei Muslimen in einer ausgrenzenden Gesellschaft leben. Für mich ist das keine ideale Situation.
4. Was ist aus deiner Sicht das größte Problem der muslimischen Community in Deutschland?
Für mich ist das wieder vorausgehend mitbeantworter worden.
5. Was zeichnet dich aus und was ist es, dass du besonderes leisten kannst, das andere vielleicht nicht so gut können?
Ich verurteile oder bewerte Menschen nicht und ich kann anderen Menschen dabei helfen, sich selbst oder andere Menschen bzw. Gruppen realistischer und weitsichtiger zu betrachten.
6. Gab es irgendwann einen Punkt in deinem Leben, an dem du dich bewusst entschieden hast, deiner Religion einen kleineren oder größeren Stellenwert zu geben? Wenn ja, gab es einen besonderen Auslöser und welchen?
Ich habe irgendwann entschieden, meiner Auffassung über den Islam einen höheren Wert beizumessen, als der von Anderen (Medien, Umwelt, Eltern, Freunde, Gemeindemitglieder, Ikonen, usw.). Daran ist mit großer Sicherheit mein Vater „schuld“. Er ist Jurist und hat mir beigebracht, viele verschiedene Ansichten zu studieren, zu subsumieren und dann selber Stellung dazu zu beziehen.
7. Was würdest du Deutschland unbedingt sagen wollen, wenn du in eine Talkshow zum Thema Islam eingeladen werden würdest?
Was ich jedem Menschen sagen kann: Versuche den Islam zu lieben. Er kann dir sehr viel mehr geben, als du erwarten kannst.
8. Was macht dir am meisten Angst, wenn du an die Zukunft denkst?
Mutter zu werden. Ich weiß, dass ich meinen Kindern nicht einen Bruchteil von dem geben können werde, was ich wollen würde. In jeder Hinsicht. Meine Kinder sind für mich jetzt schon die wichtigsten Menschen in meinem Leben und wenn ich selber keine Kinder haben werde, dann alle Kinder der Welt. Das aber eigentlich sowieso. Ich denke, dass jeder Mensch für alle Kinder auf der Welt mitverantwortlich ist. Mehr oder weniger.
9. Und was macht dir wiederum Hoffnung, dass vielleicht doch alles/manches gut werden könnte?
Ich habe nicht die Erwartung, dass etwas gut sein muss. Ich hoffe, dass ich mich mit Allem oder mit genug Dingen irgendwie arrangieren kann. Zufrieden mit allem oder gewissen Dingen sein zu können, ist für mich etwas besonders Erstrebenswertes. Ich denke das kann man erreichen, indem man sein Bestes gibt – und das liegt bei jedem Menschen selbst.
10. Welche Person in deinem Leben hatte deiner Meinung nach den stärksten positiven Einfluss auf dich?
Diese Frage ist mir zu persönlich, weshalb ich sie öffentlich unbeantwortet lassen möchte.
So, fertig. Danke für die Nominierung, Salsabil. Jetzt müsste ich regulär selber 10 Fragen stellen und andere Blogger nominieren. Da ich kein Freund von sowas bin, lasse ich es jedem Leser offen, unten im Kommentierbereich oder im eigenen Blog auf Salsabils sehr tiefgründige Fragen zu antworten, wenn er mag. Ich freue mich, so oder so von Euch zu lesen!