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"Wir sind alle Christen des Iraks."

In Solidarität mit den vertriebenen Christen im Irak.

In Solidarität mit den vertriebenen Christen im Irak.

Wie kann es jemandem leicht fallen, meine Glaubensgeschwister, die Muslime, so zu hassen, wie ich es tagtäglich beobachte? Mir fällt es schwer, diesen Hass nachzuvollziehen, denn ich liebe alle meine Menschengeschwister, jeden Christen, jeden Atheisten, jeden Pastafari gleichermaßen.

Allah hat die Menschen alle aus dem gleichen Fleisch und Blut geschaffen. Ich trauere jedem ermordeten Menschen – nicht Moslem, sondern wirklich Menschen – so schwer nach, als hätte jemand die ganze Menschheit getötet.

Jeder Mord an einem Menschen ist der Tod der Menschlichkeit. Jeder Mensch ist mein Angehöriger. Mein Fleisch und Blut.

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Frieden sei mit euch. Oder was ich über den Krieg im Irak weiß.

Im Irak gibt es zur Zeit heftige Kämpfe zwischen Soldaten der irakischen Regierung und Kämpfern der Terrorgruppe ISIS. Die Terrorgruppe hat bereits verschiedene Städte im Irak eingenommen. Besonders im Norden des Landes hat sie schon in vielen Städten Macht. Jetzt wollen die Kämpfer der Terrorgruppe weitere Städte erobern und das macht vielen im Westen Angst.

Die Mitglieder der Terrorgruppe sind nämlich Islamisten und ihre Abkürzung bedeutet: „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“. Das Ziel der Gruppe ist es ein neues Land zu gründen, in dem alle Menschen nach strengen islamischen Regeln leben. Viele Menschen im Westen erinnert das an die Terror-Gruppe Al-Kaida. Sie glauben, dass ISIS auch eine Bedrohung für das friedliche Miteinander bei uns sein könnte.

Der Irak hat eine sehr gespaltene Bevölkerung. Im Nordosten des Iraks leben Kurden, die lange Zeit in vielen östlichen Ländern unterdrückt wurden. Dann teilt sich das Land noch in Sunniten im Westen und Schiiten im Osten des Landes auf.

Unter dem Machthaber Saddam Hussein, der Sunnit war, wurden die Schiiten durch die Regierung stark benachteiligt. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts gab es eine Wende in der Regierung. Jetzt ist Nuri Al-Maliki, der Schiit ist, an der Macht und unterdrückt die Sunniten.

Unter Sunniten gibt es nochmal sehr starke Unterteilungen. Die sunnitischen Terroristen im Irak werden als Islamisten bezeichnet, weil sie den Islam missbrauchen, um ihre politischen Interessen durchzusetzen. Sie wollen der Unterdrückung durch die aktuelle Regierung ein Ende setzen und ein neues Land in dem sich alle nach ihren Regeln orientieren. Viele sunnitischen Iraker unterstützen diese Terrorgruppe, obwohl sie keine Islamisten sind, weil sie auch gegen die Unterdrückung vorgehen wollen. Andere wiederum fliehen aus den Regionen, weil sie Angst vor Gewalt und Krieg, wie in Syrien haben und mit den Auseinandersetzungen nichts zu tun haben wollen.

Die meisten Menschen deren Religion der Islam ist, wollen so wie alle einfach in Frieden leben. Sie haben mit Islamisten also nichts zu tun. Auch unter Shiiten und Kurden gibt es, wie auch in jeder anderen Religion, wie zum Beispiel dem Christentum, Terroristen. Wirklich schwierig ist es eben, wenn sich diese Terroristen, wie jetzt im Irak, konzentrieren und Massen an unbeteiligten Menschen bedrohen.

ISIS konzentriert sich aber erstmal auf das eigene Gebiet und beschäftigt sich, anders als die Al-Kaida, mit „internen“ Problemen. Die Al-Kaida ist eine Terrorgruppen, wiederum die andere Länder bekämpft. Wir brauchen also hier in Deutschland erstmal keine Angst zu haben vor ISIS.

Den unbeteiligten Menschen, die mit dem Krieg nichts zu tun haben wollen zu helfen ist aber von hier aus auch sehr schwer. Dafür müssten wir uns in diesen internen Konflikt einmischen. Die USA möchte zum Beispiel der irakischen Regierung helfen, die sunnitische Terrorgruppe zu bekämpfen. Ich halte das für keine gute Idee. Das Land war schon lange instabil und überall, wo so viel Ungerechtigkeit herrscht, sind Ausschreitungen von Gewalt und sogar Kriege vorprogrammiert. In Syrien und anderen islamischen Ländern gibt es deshalb lange keinen Frieden mehr.

Das wichtigste für mich ist momentan das friedliche Miteinander hier in Deutschland zu schützen. So lange klar ist, dass die Muslime, die hier leben mit Islamisten nichts zu tun haben und wir hier friedlich Leben können ohne, dass es wie in vielen arabischen Ländern unterdrückte Minderheiten gibt, brauchen wir auch keine Angst zu haben vor erheblichen irrationalen Ausschreitungen von Gewalt.

Die meisten Muslime aus dem Westen sind genauso erschüttert über die Lange in ihren ethnischen Herkunftgebieten, wie andere Menschen, die gar keine Muslime sind. Wir haben Angst, dass der Islam immer stärker mit Gewalt und Krieg assoziiert wird und wir hier mit der Verstärkung von Vorurteilen gegen Muslime leben müssen.

Das muss nicht passieren. Alle Abspaltungen des Islams hier im Westen können untereinander und auch mit Nichtmuslimen friedlich und offen umgehen. Wir können gemeinsam diese Umbruchphase positiv überwinden.

Ich hoffe, dass auch die Menschen in islamischen Regionen irgendwann im Frieden miteinander leben können, egal ob und wie sie muslimisch sind oder nicht.

Man sagt zwar, Reden sei Silber und Schweigen Gold. Aber ich ziehe in diesem Fall euer Silber allem vor.

 

As-Salam Alleikum. Frieden sei mit euch.

Merve