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Ohne Regeln

Es gibt 100 Mio Blogs in Deutschland und die wenigsten von ihnen werden professionelle sein. Die meisten Menschen schreiben wahrscheinlich für sich selber. So habe ich hier im Herbst 2013 auch angefangen. Nach einer krankheitsbedingten Absitzzeit in einer süddeutschen Klinik kam das Schreiben und damit auch das gelesen werden. Letzteres ist wirklich nicht selbstverständlich, zumal ich wirklich keine Ahnung habe, was ich hier mache.

Ich habe heute zum ersten Mal verstanden, wie man Widgets einrichtet, oder besser gesagt, was das überhaupt ist. Davor war es automatisch da und sah etwas unaufgeräumt aus. Meine Brust wallt sich vor Stolz!

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Schick ne?

Bloggen kann jeder, will ich damit sagen. Es gibt keine „political correctness“-Regeln, keine Form- und Fristvorschriften und weder Pflicht, noch Zwang. Das Netz ist Grenzen- und Barrierefrei in jeder Hinsicht. Die Freiheit, die man hier schnuppert, macht deutlich, wie viel Kreativität und Potential allein durch Bürokratie real gehemmt wird. Wir sollten uns dafür einsetzen, dass uns diese Freiheit nicht durch noch mehr Regeln und Patentrechte weggenommen wird, indem das Internet immer weiter kommerzialisiert wird. Es ist so schade, dass man die Piraten nicht mehr wählen kann.

Meine Mutter würde sich jetzt sowieso darüber aufregen, wie mich nur kreative Entfaltung beschäftigen kann, während in Syrien meine Glaubensgeschwister Leid und Not erdulden müssen.

Ich fühle mit diesen Menschen, sie sind in meine Gebete und soweit es geht in meine Handlungen eingeschlossen. Genau so, wie Notleidende in Afrika, Indien, China, Teilen der Türkei, ja auch hier in Deutschland und überall in der Welt, wo meinen Mitmenschen von ihrem Schicksal schwere Bürden auferlegt werden. Ich wünsche ihnen die Kraft, die sie brauchen, um das durchzustehen, von ganzem Herzen!

Das Internet zu verteufeln ist aber keine Lösung und rettet auch keine Leben. Das Internet ist gerade für den Islam von unüberschaubarer Bedeutung. Ich finde hier ein sehr buntes und gut durchmischtes Glaubensangebot, islamischen Austausch, Fatwa- und Suchdienste, Onlinebibliotheken, YouTube-Predikten, Hijab-Tutorials, Diskussionsforen und Webshops für islamische Artikel, wie Kopftücher, Gebetsteppiche und dergleichen, für deren Einkauf ich sonst einmal im Jahr in die Türkei reisen müsste, weil ich nicht in Mannheim, Köln oder Berlin wohne.

Der Islam hat in Deutschland keine richtige Infrastruktur. Neben der Tatsache, dass Muslime in Primär- und Sekundärmedien noch stark unter- oder fehlrepräsentiert sind, gibt es einfach auch nicht genug Moscheen hier. Das ist überhaupt kein Vorwurf an Deutschland, nur ein Argument für das Internet, das kein Ersatz für Muslime ist, aber eine wichtige Ergänzung.

Außerdem verändert das Netz die Muslime. Es macht sie offener und zugänglicher. Trotz mancher Stolpersteine, habe ich nie die Motivation verlaufen hier als Muslims zu schreiben. Meine Absicht war es nie Promotion für meine Religion zu machen, aber wenn ich lese, was mir geschrieben wird und sehe, wie viele Menschen, das primitive Geschmiere einer fast 20jährigen hier lesen, dann bin ich glücklich darüber, diese Türe geöffnet zu haben.

Ich hätte mir nie ausgemalt, welche Ausmaße das alles annehmen würde. Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die mich lesen, die hinterfragen, die mich mit anderen Menschen teilen und unterstützen. Danke, ehrlich! Es ist unglaublich, dass ihr da seid. Mir gibt das so viel Motivation..

Die besten Grüße,

Mervy

PS: Nächstes Mal kommt etwas über Syrien, versprochen! 😉

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#YesAllWomen

Mervy Kay ist kein Mädchenblog. Ich bin ein Mädchen und das ist ein Blog. Kein Reiseblog. Kein Rezepteblog. Kein Einhorn- & Seepferdchenblog. Es ist einfach nur mein Blog. Und er ist auch für Männer.

Übrigens: Männer sind Menschen. Das nur zur Klarstellung, wenn ich lese, was das Emma Magazin über die Herren der Schöpfung schreibt und welchen Erfolg der Neo-Feminismus mit Hashtags, wie #killallmen, #mackergohome, #maletears und jetzt #yesallwomen hat. Ich war schon bei der #Aufschrei-Bewegung oft empört über die Statements mancher Frauen, was mir nur den Vorwurf eingebrachte, ich sei ein Maskulinisten-Pinup. Eine nennenswerte Gegenbewegung gab es nie. Woher kommen denn diese Männernazis? Und muss ich auch einer sein, weil ich eine Frau bin?

„Merve, du bist so naiv! Du hast keine Ahnung, glaub mir! Es ist anders, als du dir vorstellst: Männer sind keine faszinierenden Wesen auf weisen Pferden.“

Trotz dem (zugegebenermaßen) hohen Stellenwert der Geschlechtertrennung im islamischen Kulturkreis, bin ich nicht mit Wahrnehmungsstörungen bezüglich des anderen Geschlechts auf die Welt gekommen. Ich sitze in der Moschee nicht in einer männerfreien Zone, weil ich Männer hasse. Ich trage kein Kopftuch, weil ich Angst davor habe von jedem Mann vergewaltigt zu werden. Mein Lebensinhalt besteht nicht darin, einen Mann zu heiraten, um ihn zu vergöttern. Und ich verliebe mich auch nicht unsterblich in jeden Mann, der mir nach dem Niesen Gesundheit wünscht, weil ich noch nie von einem Mann beachtet wurde.

Ich versuche es mal anders: Warum ist eine männerfeindliche Einstellung derzeit im Trend? Und sind Frauen, die das nicht mitmachen wollen, unterwürfige Geschöpfe, die vom Patriarchat manipuliert wurden?

Männer seien die neuen Schwarzen. Oder Juden. Oder Muslime. Je nach dem, welcher Minderheit man mehr zugetan sei, berichtet die Frauenzeitschrift Brigitte. Das ist eigentlich eine Herabsetzung echter Diskriminierung. Männer werden im Grunde gar nicht diskriminiert und sie sind auch keine Minderheit. Wir reden hier von der Hälfte der Menschheit, aber eine halbe Menschheit, die ein seit Jahrtausenden schlummerndes Feindbild verkörpert.

Nicht ganz. Die braven Männer sind nicht böse und uns Frauen wird ans Herz gelegt, so einen Mann zu finden, der zu allem bereit ist, also auch dazu, zu bügeln, zu kochen und Karnevalskostüme zu basteln. Mit Herz und Seele stimme ich zu. Männer müssen aber nicht die neuen Frauen werden. Ich glaube nicht, dass Männer bessere Frauen sind als Frauen. Dafür müssten sie sich erst an einen Mount Everest an Erwartungen und das Minus an Anerkennung gewöhnen und ich bitte euch: Das stemmen nur wir!

Frauen und Männer sind nicht gleich und diese Ungleichheit ist viel zu negativ belegt.

Im Koran steht, Männer und Frauen würden sich ergänzen und sie sollen gütig zueinander sein. Genau das sollte die Gesellschaft, also die Medien, wie auch die Konsumenten, fördern, anstatt immer gegeneinander anzustacheln. Und einige Muslime sollten öfter in den Koran schauen und mit besserem Beispiel vorangehen.

Jede diskriminierte Minderheit hat irgendwann eine Zeit in der sie gehypet wird, bevor sie dann letztendlich von der Gesellschaft den Accepted-Stempel bekommt. Das haben Schwarze schon lange hinter sich. Es ist nichts besonderes mehr schwarz zu sein und auch nichts schlimmes. Schwule machen das gerade durch. Bei Muslimen könnte es noch dauern, aber ein „richtiger“ Mann zu sein dürfte eher wieder gefragt sein, als man denkt. Denn Geschlechterrollen sind zwar veränderbar und das passiert momentan auch, was gut ist, aber fast alle Männer sind trotzdem ziemlich einfach gestrickt, meistens nicht bösartig, nicht zickig und auch nicht nachtragend und genau das lieben wir doch an ihnen. Ich jedenfalls schon und deshalb sage ich: Yes, all women do love men!

Jetzt ist das doch wieder so ein Mädchenblogessay geworden. Ich bin eben ein Mädchen und das ist ein Blog.

Haltet die Ohren steif,

Mervy Kay

Hyperbole ist ein Forschungsprojekt das viele wahrscheinlich von der DISSLIKE-Videoreihe kennen, in der Prominente, Journalisten und Politiker die Kommentare ihrer Hater vorlesen.
Die neue Reihe FRAG EIN KLISCHEE beschäftigt sich mit unseren Vorurteilen gegenüber Menschen, von denen wir eigentlich nichts Genaues wissen, über die es aber viel Gerede gibt. Vorurteile sind was Feines. Sie strukturieren unsere Welt in kleine, wohlgeordnete Schubladen, damit man nicht so viel nachdenken muss. Dumm nur, wenn man Menschen begegnet, die überhaupt nicht ihrem Klischee entsprechen. Die widersprüchlicher, interessanter und komplexer sind, als es unser vorgefertigtes Bild von ihnen erlaubt.
Vor der Kamera werden sie direkt mit den unbequemen Fragen konfrontiert, die man sich normalerweise nicht laut zu stellen traut. Die Interviewten antworten persönlich und ehrlich.

Wenn ihr auch Fragen im Kopf habt, die ihr schon immer mal einem Pädophilen, einer Muslima oder einer Domina stellen wolltet, dann macht's doch einfach und postet Eure Fragen auf Facebook, Twitter oder Youtube.
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W U R S T B R O T

Jeder möchte meine Meinung zu Conchita Wurst hören, aber ich bin leider immer noch mundtot: pathologisch temporärer Stimmverlust!

Selbstredend hat der Bundesdurchschnittsbürger für solche Situationen einen Webblog und somit stellt sich erneut die Frage: Was gibt es zu Frau Wurst zu sagen?

Vieles, eigentlich zu viel, wurde bereits gesagt. Warum wird aus manchen Dingen so eine große Sache gemacht, wobei andere völlig vergessen werden? Nichts wird doch so heiß gegessen, wie es gekocht wird und würde mir Frau Wurst auf der Straße begegnen, wäre sie auch nur eine unter vielen Menschen und bald hat man sie auch vergessen. Ich bin mir sicher!

Es gibt die liebe Conchita nämlich nicht erst seit dem Eurovision Song Contest. Ich kann nicht einmal sagen, ob mir ihr Bart aufgefallen wäre, vor einem Monat. Generell achte ich bei Menschen nicht auf ihr Äußeres, es sei denn ich hasse sie oder ich liebe sie. Beides ist bei unserer Phönix-Prinzessin nicht der Fall. Sie ist mir egal. Und genau das möchte sie doch: Egal sein! Hätte sie sich sonst Wurst genannt? Welcher Mensch nennt sich denn so?

Kennt ihr es, wenn ihr euch mit jemandem im Bus unterhaltet und später wisst ihr nicht mehr, ob diese Person eine Brille trug oder nicht, obwohl ihr der Person beim Sprechen ganz offensichtlich ins Gesicht geschaut habt? So sollte es mit Damenbärten und Kopftüchern auch sein!

Es ist mir bisher einmal passiert, dass jemand nicht wahrgenommen hat, dass ich Kopftuch trage. Später bei der zweiten Begegnung war sie peinlich berührt und meinte, sie könnte es für Dekoration gehalten und nicht weiter beachtet haben. Ich war glücklich. Scheinbar bin ich ganz normal und gar nicht so anders, sonst hätte es sie gestört, dass ich Kopftuch trage. Die meisten Menschen lieben Kopftücher bekanntlich nämlich nicht besonders. Die @marthaimthale sagt aber aktuell, Kopftuch sei lässig. Schön das zu hören, denn das gehört eindeutig in den egal-Wortschatz: Yuhu, Kopftücher werden immer egaler!

Jeder Mensch ist irgendwie anders, aber meistens ist das egal. Frau Wurst scheint noch überhaupt nicht egal-anders zu sein, denn entweder man liebt sie, oder man hasst sie, so scheint es mir. Sonst hätte sie nicht gewonnen, denn so toll kann sie nicht singen und besonders hübsch ist sie auch nicht, obwohl ihr Körper schon etwas her macht. Zu ihren Hassern sagt sie:

„Wie würde es euch gehen, wenn eure Freunde, Verwandten, Kinder, Kollegen usw. auf diese Weise beschimpft werden? Ich bin mir sicher, dass es in eurer näheren Umgebung ebenfalls Menschen gibt, die ‚anders‘ sind. In diesem Sinne kämpfe ich weiterhin GEGEN Diskriminierung und FÜR Toleranz. Denn ich bin davon überzeugt, dass im 21. Jahrhundert wirklich JEDER Mensch das Recht hat, so zu leben, wie er möchte.“

Warum sagt sie nichts zu den Liebern? Ich würde es an ihrer Stelle dumm finden, auf eine einzige Eigenschaft reduziert zu werden, aber vielleicht sind Travestiekünstler noch nicht so weit und sind einfach froh, erstmal auch geliebt werden zu können. Gönnt’s euch, so lange es euch nicht nervt, meine Herrendamen!

Das Genderproblem wäre damit also auch gelöst. Für mich jedenfalls. Gut, ich hatte auch noch nie ein Genderproblem. Ich fühle mich einfach immer mit angesprochen, selbst wenn da explizit NUR für HERREN steht. So kommt es, dass ich mich immer wieder in Herrentoiletten wieder finde. Das ist mein täglicher Adrenalinschub und viel gesundheitsfreundlicher als Koffein!

Das einzige das mir Probleme macht ist das: Warum musste sie das tun? Wollte sie es wirklich oder musste sie? Frauen dürfen sich so geben, wie Männer ohne Männer werden zu müssen, aber wenn sich Männer so geben wollen, wie Frauen, werden sie geächtet. Hat das etwas damit zu tun, dass Femininität allgemein devoter ist, als das typisch maskuline Dominanz?

Um ehrlich zu sein habe eich keine Ahnung. Witzig fand ich nur die Aussage meiner Mutter: „Merve, ich weiß nicht, was wir mit dir machen sollen. Du bist genau so, wie diese Frau, die so aussieht, wie Tarkan (Sie meint Conchita). Entscheide dich doch, was du willst und steh dazu!“

Das war absolut nicht auf mein Geschlecht bezogen, sondern auf meinen Glauben. Ich bin Muslima, das steht fest. So richtig definieren, wie das dann am Ende aussehen soll, kann ich tatsächlich nicht richtig. Vielleicht kann ich ja auch so ein Mittelding a la ist doch „Wurst“ starten: Statt Frau mit Bart, einfach Kopftuch mit Piercings. Sieht das komisch aus?

Ich finde es berechtigt, dass sich da viele Menschen ihrer Identität beraubt fühlen, dass Österreich oder je nach dem der Islam nicht so repräsentiert werden möchte. Aber wer entscheidet das? Konnte sich Österreich aussuchen, von Krieg und Blut repräsentiert zu werden? Konnte sich der Islam aussuchen, von Terroristen und Gewalt repräsentiert zu werden? Ich wünsche mir für unsere Kinder, die das alles noch nicht verstehen können, bessere Vorbilder, als mich oder Frau Wurst. Menschen, die wissen, was sie wollen und zu dem stehen. Also bitte, ich lasse euch gerne den Vortritt. Die erste Reihe steht noch frei! Na?

Ich kann nur sagen, dass kein Belag ohne ein gutes Brot, das ist, was es ist, denn das Brot ist nun mal das Beste an einem Wurstbrot!

Mervy Kay

 

Ich mag deine Texte, weil sie mich berühren. Hätte selbst auch nicht gedacht, dass eine Muslima das schafft (scheiße kling das doof).

Ist aber passiert, einfach so und das finde ich wirklich sehr schön.“ – keinPirat

Oft denke ich, dass ich ALLES falsch mache.  Wenn ich mal weiß, dass ich etwas richtig gemacht habe, dann erst ganz viel später und meistens habe ich dann sowieso nicht darüber nachgedacht, was ich mache.

Warum habe ich z.B. diesen Blog  noch? Ich bin nicht mehr krank und habe darum auch keine Zeit mehr. Überhaupt habe ich doch nichts zu sagen, was lesenswert wäre!

Worum geht es hier? Zählen meine Taten? Meine Absichten? Zählt das, was man  sieht? Was man spürt? Zählen die Fehler, die ich mache? Das Resultat, das ich halte?

Welche Erwartungen habe ich?

Es gibt viele Menschen, die auf meinen Blog stoßen. Denen ich in die Timeline oder auf die Startseite gespült werde. Die meisten von ihnen werden sich langweilen und weiter klicken, einige werden sich ärgern und nichts weiter tun, aber es gibt sie, die Menschen, die mich nicht gesucht, aber gefunden haben!

Komischerweise werde ich von ihnen nie als „Mädchen“ gesehen. Eher als Botschafterin einer fremden Welt. Doch wenn ich helfen kann, sich seinen (Vor)Urteilen bewusst zu werden oder einfach nur ein praktischer Hintergrund bin, zu dem, was theoretisch schon da ist. Wenn man mich braucht und wenn man sehen kann, dass ich wirklich für meinen Islam brenne, dann bin ich bereit diese Bürde zu tragen.

Ich bin aber keine Märtyrerin, die stark und selbstlos für ihren Glauben eintritt. Nein, ich bin eigennützig. Denn ich warte immer darauf, dass etwas passiert und man mich plötzlich nur noch als Mensch sieht. Verletzt, traurig und unsicher..

Ich gewähre Einlass in mein Leben. Der Tribut, den man zu zahlen hat, ist mich zu sehen.

Manchmal passiert das.

VLG Mervy Kay – Eure religiotische Kopftuchbraut!